Ist es die weiche Wärme, die dieser Insel zueigen ist? Oder das mediterrane Flair, das Mallorca abhebt von den übrigen Gestaden des Mittelmeers?
Die Experten der Tourismus-Branche sind sich selten einig, wenn sie über die Antwort nach der Frage grübeln, warum ausgerechnet dieses grüne Eiland vor der iberischen Haustür in der Gunst der klimageplagten Mitteleuropäer das Rennen bei deren Urlaubs-Wahl gewonnen hat und dies schon seit etlichen Jahren. Schöne Strände gibt es schließlich auch anderswo. Doch wer der Seele Mallorcas sehr nahe gekommen ist und ein Gefühl für Stimmungen entwickelt hat, der wird sich immer wieder für diese schöne Insel entscheiden.
Wegen der einzigartigen Ausblicke von den Höhen der Tramuntana, wegen des Zaubers, der sich allmorgendlich entfaltet, wenn sich der Nebel über dem See am Puig Major hebt, wegen der Blütenpracht der Mandelbäume im frühen Frühling und wegen der stillen Winkel und Gassen in den malerischen Dörfern. Mallorca hat seine lauten und seine leisen Töne – ganz nach dem Geschmack derer, die diese Insel erleben und genießen möchten.
Wer seinen Urlaub auf Mallorca plant, der wird wissen, was er sich erhofft für die wichtigsten Tage seines Jahres. Wem danach ist, der kann die Insel mit dem Fahrrad erkunden, und wem dazu die Zeit nicht reicht, der leiht sich am Airport von Palma de Mallorca einen Wagen und steuert die zahlreichen Sehenswürdigkeiten an. Denn dies ist ein Ziel für Menschen, die es verstehen, mit den Augen zu fühlen und mit der Seele zu schauen. Dass der spanische König Juan Carlos zu denen gehört, der mit der gesamten Familie seit Jahrzehnten dort die Ferien genoss, hat nicht allein etwas mit der Tatsache zu tun, dass Juan Carlos ein begeisterter Segler war. Was auch dem norwegischen König Harald gefiel, der zuweilen bei der Familie des Regenten in deren Urlaubsdomizil vorbei schaute. Seit jeher ist diese Region ein beliebtes Ziel für die Welt des Adels und natürlich auch für die Prominenz aus Wirtschaft, Kultur und Film.
Allerdings gab es schon vor geraumer Zeit Besucher, die kamen, weil ihnen das höfische Leben auf dem Kontinent zuwider war. Zu ihnen zählte der Erzherzog Ludwig Salvator von Habsburg, der sich sogar eine Ausrede einfallen ließ, um für alle Zeiten auf dieser Insel zu bleiben. Er täuschte den Daheimgebliebenen asthmatische Anfälle vor, obwohl er eigentlich quicklebendig war. Der Gast aus gutem Hause verliebte sich in das Eiland, schrieb hier etliche Bücher und kaufte so ganz nebenbei unweit von Valldemossa das historische Landgut Son Marroig.
Heute ist das Haus ein Museum, und wer dort vorbei schaut, der wird sich wohl auch begeistern für den kleinen Tempel aus Marmor, der auf einem Felsen über dem Meer thront und der der vielleicht romantischste Ort der Insel ist.
Die Zeiten, da die mallorquinischen Bauern allein von der Landwirtschaft leben konnten, ist wohl vorbei. Der blühende Tourismus hat manche Traditionen verdrängt, doch der Charme dieser Insel ist offenbar unvergänglich. Davon schwärmen auch die Wanderer, die abseits aller Besucherpfade und Hotels fasziniert sind von den zahlreichen idyllischen Flecken und von der landschaftlichen Vielfalt. Viele Wege führen zu Buchten, in denen die milden Fluten des Meeres mal azur schimmern und dann wieder tiefblau. Die Cala s’Amonia zählt zu jenen Stränden, die sich für einen längeren Spaziergang geradezu anbieten. Eine Rast unter dem Dach der Pinien, ein Picknick mit Meeresrauschen – gibt es für das Glück im Urlaub noch eine Steigerungsform?
Sonnenanbeter und Wasserratten kommen dort natürlich ebenfalls auf ihre Kosten. Auch an manchen der rund zweihundert Buchten, wo der Ruhesuchende fast allein aufkreuzt und nicht Gefahr läuft, ein Bad in der Menge nehmen zu müssen. Einige dieser Buchten wollen allerdings erwandert werden – so, wie die Cala Moro ganz im Süden oder die Cala Varques. Einige dieser Strandabschnitte stehen inzwischen unter einem strikten Naturschutz. Zu denen zählt die Bucht s’Amarador bei Santanyi. Und wer sich für alle Facetten des Wassersports interessiert und sein Herz am Segeln verloren hat, der findet an der Cala Figuera ein ideales Revier – und sicher auch das passende Boot.
Einen Platz unter den Wahrzeichen der Insel hat sich der Leuchtturm am Cap de ses Salines erworben. Zu seinen Füßen breiten sich wunderbar weiße Strände aus. Reich an Sehenswürdigkeiten ist die Metropole Palma de Mallorca. Ihr wahres Herz schlägt im Ortsteil Santa Catalina, von dem die Einheimischen sagen, hier präsentiere sich die Stadt als Dorf mit kleinen Läden, vielen Bars und einigen exzellenten Restaurants. Unter Wäscheleinen, die die Gassen überspannen, halten alte Männer und junge Frauen ihren Plausch, und hier und da trällert vom Balkon ein Kanarienvogel. Palma hat viele Gesichter und natürlich auch ein stolzes Wahrzeichen – die gotische Kathedrale Le Seu. Wer diese mal quirlige mal beschauliche Stadt im Sommer besucht, der kommt in den sogenannten „Weißen Nächten“ unter dem Kreuz des Südens in den Genuss eines klassischen Konzerts unweit der Kirche.
Doch wer den höchsten Punkt der felsigen Küste der Insel nicht gesehen hat, dem fehlt etwas in seinen Erinnerungen an einen ungewöhnlich vielseitigen Urlaub auf der größten Insel der Balearen. Die Mallorquiner haben dem Cap de Formentor einen besonderen Namen gegeben: „Treffpunkt der Winde“. Hier zeigt sich das dramatische Antlitz der Insel. Und wem das Wandern zu beschwerlich ist, der kann sich auf einer knapp vierzehn Kilometer langen Straße mit seinem Mietwagen von Port de Pollenca zu dieser einzigartigen Aussichtsplattform begeben. Der Blick reicht dann von der bizarren Steilküste hinab zu den lieblichen Stränden von Cala Fiquera und Cala Murta.
Zu den schönsten Panorama-Touren gehört aber auch die Fahrt vom beschaulichen Kloster Lluc – in dem man auch eine Übernachtungspause einlegen kann – über die eindrucksvolle Tramuntana hinab zu den lieblichen Orangen- und Zitronenhainen bei Fornalutx. Die Feigen, die dort an den Bäumen und Büschen reifen, werden nicht mehr exportiert sondern werden auf den zahlreichen Märkten feilgeboten.
Diese Insel im Meer bietet aber auch sensationelle Erkenntnisse für alle Urlauber, die der guten mallorquinischen Küche zugetan sind. Wer in einem der behaglichen Restaurants schon mal Herzmuscheln mit gebleichtem Sellerie probiert oder sich an einer mit Ratatouille gefüllten Rotbarbe gelabt hat, wird dieses kulinarische Erlebnis niemals vergessen. Auch dann nicht, wenn ihn der Alltag längst wieder eingeholt hat.